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Mehrgenerationenpark-Golden
NIZ
Regenbogen-Goldenstedt

 

Im September 1986 diskutierte der Gemeinderat, angeregt durch das Beispiel anderer Orte, erstmals über einen kommunalen Ost-West-Kontakt. Einstimmig beschloss er, eine Partnerschaft mit der kleinen Gemeinde Goldenstädt in Mecklenburg aufzubauen. Das war leichter gesagt als getan, denn das sozialistische DDR-Regime war sehr auf die Undurchlässigkeit des Eisernen Vorhangs bedacht. Eine Beziehung zu einer Gemeinde im westlichen Ausland herzustellen, war dagegen kein Problem. So kam es 1987 zunächst zu Kontakten mit der französischen Gemeinde Bosc-le-Hard in der Normandie (sh. Bosc-le-Hard). Geduldig wurde aber weiter versucht, die Verbindung mit Goldenstadt zu erreichen. Plötzlich bot sich eine Chance, als der DDR-Staatsratsvorsitzende Erich Honecker im September 1987 Bonn besuchte. Aber nicht nur Goldenstedt, fast 500 Städte und Gemeinden stellten Anträge auf Partnerschaften Da man auf dem offiziellen Weg nicht so schnell vorankam, ergriff Bürgermeister Willibald Meyer privat die Initiative. Er reiste mit einem Zeitungsredakteur nach Goldenstädt und „überfiel" dort die Bürgermeisterin Ursula Birkhorst. Sie stellte ihre kleine Gemeinde mit ihren zwei LPGs (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften) vor. Die Goldenstädter waren einer Partnerschaft nicht abgeneigt.

Goldenstädt
Dazu kam es aber nicht mehr in den zwei Jahren vor dem Zusammenbruch des DDR-Regimes. Zum zweiten Mal reiste Meyer zu Silvester 1989 inoffiziell nach Goldenstädt Er fand die Bevölkerung nach der „friedlichen Revolution" in Osteuropa und der DDR verunsichert und orientierungslos vor. Die Zeitung veröffentlichte kurz darauf eine nähere Beschreibung der mecklenburgischen Gemeinde. Hier stichwortartig einige Einzelheiten: 630 Einwohner, 300 Beschäftigte in der Pflanzenproduktion (7.100 ha, davon 2000 ha Grünland, 2600 ha Getreide, 800 ha Kartoffeln, 1000 ha Möhren u.a.m.), 130 Beschäftigte in der Tierproduktion (5000 Rinder, davon 215 Kühe, jährlich Aufzucht von 1800 Färsen, 750 Schafe); keine Schule mehr, 100 Schulkinder besuchen die 5 km entfernte Zentralschule Rastow, 50 Plätze im Kindergarten und 20 in der Kinderkrippe, 90 Rentner; ein Chor, ein Fußballverein; Kirche, Gastwirtschaft, Konsumladen, Kreisstadt Schwerin. Gemeindevertretung mit 23 Mitgliedern aus Parteien und Verbänden (z.B. FDJ).


Um über Kontakte mit Goldenstädt zu beraten, versammelten sich am 16.1.1990 rund 60 Bürger aus allen Bauerschaften sowie den meisten Vereinen und Parteien im Harmann-Wessel-Haus. Man war sich einig, die Goldenstedter wollten die Goldenstädter zu sich einladen und sie auch mit Bus und Bahn in der „neuen" DDR besuchen. Der Gemeinderat lud den Chor aus Goldenstädt zu einem gemeinsamen Konzert mit den hiesigen Chören ein. 114 Gäste kamen und nahmen - aktiv oder passiv - am 10. März 1990 an einem Chorkonzert teil, zu dem 600 Menschen nach Lutten in die Turnhalle kamen. Es gab mehr Gastfamilien als Gäste, die herzlich aufgenommen und auch im Rathaus empfangen wurden. "Der Funke ist über gesprungen", stellte die Zeitung fest Nach mehreren Besuchen und Gegenbesuchen kleinerer Gruppen im Frühjahr und im Sommer beschloss der Gemeinderat am 17.9 1990 einstimmig, am 3. Oktober, dem Tag der Vereinigung der beiden deutschen Staaten, einen offiziellen Partnerschaftsvertrag zwischen den beiden Gemeinden zu schließen Mit drei Bussen reisten 150 bis 200 Goldenstedter zu diesem feierlichen Akt nach Goldenstädt, wo die beiden Bürgermeister Schultz und Meyer die Urkunde unterzeichneten und eine Friedenslinde pflanzten.

In den 90er Jahren fanden viele Besuche zwischen den Partnergemeinden statt. Zum Beispiel fuhr eine Ratsdelegation zum zweiten Jahrestag der Deutschen Einheit nach Goldenstädt und stellte fest, dass der Aufbau Ost deutliche Fortschritte machte. Der Straßenbau kam gut voran und Goldenstädt hatte ein 12 ha großes Gewerbegebiet und ein Baugebiet von 2 ha ausgewiesen. 1993 feierten Feuerwehrmänner das 110-jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr in Goldenstädt. Im Mai 1995 besuchte eine Seniorengruppe aus Goldenstädt unsere Gemeinde und besichtigte u. a. das Haus im Moor. Im Herbst 2000 weilte eine Delegation mit Bürgermeister Meyer in der Partnergemeinde zur Einweihung eines neuen Gemeindezentrums für das Gemeindebüro, die Feuerwehr, den Sportverein und andere Gruppen. Am 03.12.2000 stattete Bürgermeister Rainer Mönch der Gemeinde Goldenstedt einen Kurzbesuch ab. Er regte an, die gegenseitigen Kontakte vor allem durch Jugendliche und Vereine zu aktivieren, denn diese Partnerschaft drohte langsam einzuschlafen, wie die Zeitung schon 1999 berichtet hatte.

Zeitgleich mit den am 7. Juni 2009 stattgefundenen Kommunalwahlen in Mecklenburg-Vorpommern gab die ehemalige Gemeinde Goldenstädt ihre Selbständigkeit auf und wurde nach Banzkow eingemeindet.